Marokko.

Ach Marokko. Wo fange ich nur an?

1001 Nacht. Mama Afrika. Gute Gewürze. Südländische Kultur. All das sind Dinge mit denen Marokko gerne angepriesen wird. Ein märchenhaftes Land mit unglaublicher Landschaft und verführerischen Schätzen. Ich weiß nicht ob ich dem so ganz zustimmen kann. Dafür muss ich etwas ausholen.

Mein Reisepartner Fabian und ich sind in Fès, der geheimen Hauptstadt Marokkos, gelandet. Das erste Abenteuer bestand darin, vom Flughafen wohlbehalten zu unserem Airbnb zu kommen. Adressen sehen komisch aus und Google Maps hilft (wie wir später erfahren sollten) auch nur bedingt. So vertrauten wir also einem Taxifahrer, zeigten ihm die Adresse und fuhren drauf los. Völlig übermüdet und platt von dem Flug, staunten wir während der 20 minütigen Fahrt aus dem Fenster. Häuser aus Lehm, wildes treiben auf den Straßen, Verkehr bei dem jeder deutsche Polizist die Hände über den Kopf zusammenschlagen würde. Irgendwann sollten wir unser Ziel erreichen. Am Rande der Medina (der Altstadt) setzte uns unserer Fahrer ab. Wir sollen einfach da rein gehen, dort wäre unsere Bleibe, das würden wir schon finden.

Da standen wir also. Wir gingen ein paar Schritte, in die Gassen hinein. Ein Labyrinth aus Straßen breitete sich vor uns aus. Freundlich fragte uns ein Marokkaner ob er uns helfen könne. Erleichtert zeigten wir ihm die Adresse und er führte uns ein paar Meter weiter. Dann zeigte er um die Ecke und verwies uns in eine Richtung. Da würden wir es schon finden. Und dann streckte er uns seine Hand mit erwartungsvollem Blick entgehen. Für seine Hilfe wollte er Bezahlung. Wir gaben ihm was wir noch an Kleingeld übrig hatten, trotzdem war es ihm nicht genug. Er wolle mehr, das wäre ja gar nichts wert. Verunsichert rechneten wir im Kopf herum. Haben wir dem Typ nicht gerade 2 Euro gegeben? Wie viel mehr wollte er denn haben?

So ging es mir noch öfter in Marokko. Abgesehen davon, dass wir nach dieser Begegnung noch zwei Stunden nach unserer Bleibe gesucht haben und sie nur mit Hilfe von teuren Telefonaten mit unserem Host finden konnten, war es komischer Start in unsere Zeit in Marokko. Ich wollte es wirklich sehr lieben, aber irgendwie hatte alles einen fahlen Beigeschmack. Vieles erschien mir gekünstelt und halbherzig. Ich wurde selten als Mensch, eher als wandelnde Geldbörse behandelt. Man war nett, solange man etwas aus mir rausschlagen konnte. Sobald klar war, dass mit mir kein Geschäft möglich wäre, ließen viele jegliche Höflichkeit fallen. Ich kann nicht aufzählen wie oft mir Menschen kommentarlos die Hand entgegenstreckten und einfach nur „Dirham“ (die lokale Währung) sagten.

Das klingt unfair und undankbar. Ich weiß. Natürlich ist mir klar, dass ich viel reicher bin als die meisten dort. Egal wo ich hinschaute, ich war mir ständig meiner Privilegien bewusst. Ich zahle gerne mehr als Einheimische. Ich bin gerne Tourist und bin ja als solcher auch überhaupt nicht zu übersehen. Aber trotzdem bin ich auch ein Mensch. Eben diese Menschlichkeit habe ich zuweilen vermisst. Ein Gespräch auf Augenhöhe. Kleine Annäherungen und von einander lernen. Freundlichkeit ist mir oft begegnet, aber keine echte Offenheit. Die hat mir gefehlt.

Nichtsdestotrotz gab es diese vereinzelten Begegnungen. Begegnungen bei denen mich Menschen in ihr Haus und vielleicht auch ihr Herz eingeladen haben. Als wir zum Beispiel in Midelt einen Spaziergang durch ein kleines Dorf machten und uns drei Damen auf Ziegenmilch und Brot in ihr Wohnzimmer einluden. Ich hätte so gerne mehr gefragt und über sie erfahren, aber die Sprachbarriere war zu hoch. Hätt ich mal lieber Französisch gelernt! Oder in Rissani saßen wir eines Abends mit einem älteren Künstler am Tisch und schenkten uns gegenseitig kleine Skizzen die wir mit Kugelschreiber auf ein Blatt Papier krizzelten. Er sang uns ein Lied und erzählte ein wenig über sich. Solche Momente nehme ich mit.

Am meisten beim Reisen interessieren mich die Menschen. Wie sie leben, woran sie glauben, was sie essen, welche Gedanken sie haben. Dieses mal blieben mir die meisten Menschen verschlossen. Das macht nichts. Es hat mir trotzdem gefallen. Marokko strahlt mit unglaublichen Landschaften und tollen kunstvollen Handarbeiten. Es ist fotogen und warm. Es ist sehr alt und hat eine spannende Geschichte, die spürbar ist.

 

Gruß,

Julia

 

P.S.: Die schönste Stadt ist übrigens Essaouira, direkt am Meer und für den Einstieg in Marokko perfekt geeignet. Solltest du dort hin reisen empfehle ich dir das Riad Salmiya Dune!

 

 

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